Wien - ein Reisebericht

Der Himmel weint gerade und wir auch, weil wir wieder da sind. Einleitungen zu schreiben ist aber auch irgendwie doof. Jedenfalls waren wir von Dienstag bis heut morgen in der Hauptstadt Österreichs und Kurztrips gehen leider schnell rum. Sonst wär es ja auch ein Langtrip gewesen.

Nach einem turbulenten Flug erreichten wir am Spätnachmittag unser Hotel am Praterstern. Den Abend verbrachten wir im nahegelegenen Prater, einer Art Vergnügungspark mit dem höchsten Kettenkarussell der Welt und der Kulinarik-Empfehlung "Schweizerhaus". Warum das nicht "Österreichhaus" heißt wissen wir auch nicht, weil die Küche schon regional bis böhmisch war. Das Karussell sei viel spannender als das Riesenrad, meinte Verena und ist das mal gefahren, während ich meine Runden im Budweiser-Glas gedreht habe.



Halbwegs ausgeruht nahmen wir das Frühstücks-Buffet in Augenschein und auch mit den restlichen Sinnen auf, war auch gar nicht übel, wobei es erst am zweiten Morgen Würstle gab. Im Gegensatz zu Barcelona ist das Sightseeing in Wien das reinste Warmlaufen oder eher ein Spaziergang. Den machten wir vom Stephansdom über die Peterskirche zur Karlskirche vorbei an der Hofburg, der Albertina, weiteren Gebäuden, natürlich mit Zwischenstopp im Sacher. Einmal Torte mit Schlagobers, Kaffee verkehrt bzw. einem anderen Kaffee mit mir nicht geläufiger Bezeichnung. Gut und teuer war es. Die wollen einem das Milchkännchen (Fassungsvermögen ein Fingerhut) für 23 Euro verkaufen. Das Kostümchen der Bedienung muss eben finanziert sein, ihr Zahltag wohl auch.

Nachmittags standen der Naschmarkt und Schloss Schönbrunn auf unserem imaginären Zettel. Der Markt ist sehr groß, aber wenn man den Viktualienmarkt und den Mercat Boquiera kennt, dann wird man eher enttäuscht. Das Essen war nicht allererster Güte, vielleicht gibt es da auch Geheimtipps, die sind immer noch geheim für uns. Schloss Schönbrunn heißt wohl wegen der vielen Brunnen so. Bei dem schönen Wetter haben wir auch nur den Park und die Brunnen besichtigt.



Der abendliche Streß wurde durch einen Ausfall der U-Bahn ausgelöst. Die sollte eigentlich direkt (das heißt auch direkt und sofort und mit keinerlei Verzögerung!) zum ersehnten Schnitzel führen. Auf Umwegen schafften wir es doch noch vor dem Theater zu Figlmüller, wobei man sagen muß, daß wir auf die Minute pünktlich im Burgtheater auf der Matte standen. Gemütlich ist anders. Das Schnitzel mundete sehr, ebenso der Erdäpfel-Vogerlsalat und der Marillenschnaps als Nachtischersatz.

Im Burgtheater schauten wir uns Shakespeare an - "Was ihr wollt". Ich wollte eigentlich noch einen Nachtisch, das Fehlen des ebensolchen machte die Vorstellung aber vergessen, ebenso die Befürchtung eines trockenen Dramas. Das Stück wurde modern inszeniert und war viel besser als gedacht, richtig lustig und dabei nicht albern oder übertrieben. Außerdem konnten wir das Burgtheater von innen sehen und einen Haken bei "Kultur" machen. Ein Wein hinterher lässt einen schlafen wie ein Engele. Unsere Nachthemden wurden übrigens vom Personal kunstvoll auf dem Bett drapiert, siehe Foto unten.

Neuer Tag - wieder guter Kaffee, eigentlich mit ein Highlight in Wien. In unserem Hotel war er etwas stark, in dem Fall genau richtig für Sightseeing pt. 2. Wir ließen es gemütlich angehen und sind nicht auf direktem Weg zum Hundertwasser-Haus. Weil die Wiener das selbst nicht so richtig wussten, war die Suche ein Abenteuer, wobei wir wenigstens Aussicht aus der Tram hatten. Das Haus selbst ist schön bunt und bewohnt, das war es aber dann schon.



Auf der Donauinsel stand der Donauturm leider doch nicht, es ist ein langer Weg durch den Donaupark mit UNO-City notwendig. Die Aussicht und der Kaiserschmarrn belohnen einen allerdings für so viele Strapazen. Außerdem haben wir die Wien-Karte für was anderes als die U-Bahn einsetzen können. Schade, daß die Wien-Karte nicht auch am Würstlstand für Rabatt sorgt. So ein Käsekrainer ist schon was feines, zwei sind noch feiner. Das handgemachte Eis von Zanoni & Zanoni sei hier auch gepriesen. Die Innenstadt von Wien bietet nicht nur Sehenswürdigkeiten, sondern auch Genuß für die anderen Sinne.

Das Rathaus haben wir auch noch aus der Nähe angeschaut. Wo wir schon dort waren auch den Rathauspark, der zum Verweilen einlädt. Parlament und Voltinerkirche haben wir geknipst, weitere Haken dran und weiter spazieren zum Abendessen. Der ADAC-Reiseführer empfiehlt das Restaurant "Schnattl", zufällig in der Nähe des Rathauses. Es war doch exklusiver als gedacht und wie durch ein Wunder wurden wir mit unseren Touristen-Outfits auch reingelassen. Einmal mehr haben wir das Geldbörsel geplündert, aber das war es wert. Aperitiv, guter Wein, Rehravioli mit Steinpilzsalat/Zitronengras-Supper mit Ingwernockerl, Bachsaibling/Variationen vom Hirschkalb und Desservariationen standen auf der Rechnung. Die Küche kann schon was, Empfehlung von mir!



Im Karaoke-Keller wurde der Abend noch lang und lustig. So lang bis nicht mehr mal U-Bahnen fuhren. Nach langer Suche "Heart-Shaped Box" von Nirvana gefunden und stilecht mit Bier in der Hand uff die Bühne. Beim ersten Refrain war den Gesichtern anzusehen, daß es wohl keine Zugabe-Rufe geben würde. Auch egal, einmal warmgesungen noch einen von Depeche Mode hinterher gefeuert. Nicht alle Töne getroffen, aber mit Leidenschaft war es allemal vorgetragen.

Blind-Booking sei dank, konnten wir vier Stunden schlafen bevor wir heut morgen den Rückflug antreten mussten. Nicht dass es dermaßen toll war, aber das Hotel schnürte uns noch ein Frühstückspaket, leider ohne Käsekrainer. Ein Grund wieder hinzufahren, aber nicht der einzige. Eigentlich sollte sich jeder schöne Lied von Falco zu Herzen nehmen - "Vienna Calling"! Das nächste besuchen wir den auch aufm Zentralfriedhof und ich träller textsicher ein Liedle von ihm beim Karaoke!

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