Speisemeisterei, zweiter Besuch

Gestern war es also soweit, der erste Besuch eines Sternerestaurants. Die
Speisemeisterei hat die Ehrung dieses Jahr erhalten und ich endlich mal
wieder ein glücklich liegendes Seminar. Grund genug, den Fo ein zweites
Mal zu besuchen. Der erste Besuch hat hier ja einen Jubel-Eintrag
verursacht.

Empfangen wurde ich wurde durch denselben Kellner wie letztes Mal, diesmal
mit Rosé Champagner und Salzmandeln. Ich weiß nicht ob es sich schickt,
das ganze Schüsselchen zu leeren, aber egal. Ich staunte bei der Frage, ob
ich den gleichen Tisch möchte wie letztes Mal. Immerhin ist das ja schon
eine Weile her. Das kann jetzt mehrere Gründe haben: extrem gutes
Gedächtnis des Kellners, meine unglaublich sympathische Ausstrahlung oder
dass eben solche Typen, die ausschauen als hätten sie irgendwas mit einer
Rockband zu schaffen, selten einlaufen. Oder von jedem etwas im
Zusammenspiel.

Mir sind letztes Mal gar nicht die Sternzeichen aufgefallen, die oben an
der Wand prangen. Diesmal hab ich erkannt, daß ich tatsächlich wieder
unter meinem Symbol (Krebs) Platz genommen habe, hier der Beweis:



Ich war anfangs auch der einzige Gast und das hat mir da gefallen. Zwei
Leute bringen Wein, Champagner und Knaller-Essen, daß aus den Händen vom
Fo stammt. So ungefähr stell ich mir mein zukünftiges Leben vor. Sollte
ich doch mal im Lotto gewinnen, zieh ich eh dort ein.

Diesmal hab ich mir fünf Gänge vorgenommen, die mit dem Gruß aus der Küche
zum Thema Spargel gestartet sind. Gebackenes Risotto mit Chutney und
Bärlauch-Pesto, Spargelsüppchen und Spargel-Mousse auf Safran-Biskuit. Das
ganze muß man sich sehr filigran vorstellen und ich würd sowas wohl ausser
der Suppe eher nicht hinbekommen. Das Mousse war quadratisch zugeschnitten
und trotz der Kleinheit war der Safran zu sehen.

Der erste Gang waren Champignons umhüllt von Kalbfleisch und gefüllt mit
Foie Gras, Brunnenkresse-Mousse und Löwenzahn-Gelee, sehr hübsch
angerichtet übrigens mit gutem Dressing und ein paar Blättlein. Hier denk
ich auch wieder wie man auf sowas kommt und dann so hinkriegt, daß das ne
Vorspeise ist, nach der man am liebsten den Teller abschlecken würde (hab
ich nicht gemacht)

Zweiter Gang mit gebratenem Seeteufel, weißem Bohnenpüree und Feigenstick,
mit ein paar grünen Bohnen. Auch hier eine Sauce zum niederknien und auf
Seeteufel steh ich sowieso.

Hausgemachte Pasta mit frischen Morcheln, Erbsen und Piemonteser
Haselnüssen im dritten Gang. Eigentlich frag ich mich immer was Nüsse bei
Nudeln verloren haben, aber das ist echt mal was anderes als Parmesan.
Gewürzt war das nach meinem Geschmack. Mir ist da der Andi Schweiger
eingefallen, als er mal gesagt hat "sei mutig". Das war es, der Dame am
Nebentisch war's zuviel, aber ich will das Ding mal genauso nachmachen.
Köche klauen eh alle untereinander.

Der Hauptgang, Involtini vom Mangalica Schwein mit Tomatenbutter,
gebratenem Spargel und Florentiner Nocken, kam ebenfalls mit einer geilen
Sauce. Italienisch mit asiatisch angehauchtem Spargel, das Ganze. Das sind
die Feinheiten, wenn der Spargel eben auch seinen eigenen Charakter
erhält.

Beim Nachtisch durfte man umdisponieren, das war mir sehr recht. Der
bestand aus Holunderblüten-Mousse mit Blauberschaum und Brombeersorbet.
Dazu kam noch ein Holunder-Granite mit, das mit Champagner aufgefüllt
wurde. Davor gab es ein Pre-Dessert mit Spargeltarte und
Weißwein-Sabayone. Ein süßer Schluss ziert alles und hier hat das gepasst.

Der Fo hat nach dieser ganzen Dekadenz auch hallo gesagt. Er hat mich noch
gekannt und sogar meinen ersten Bericht hier gelesen, ein super Typ ist
der, ohne Schmarrn. Eine Fachfrage zum Leberkäs hat er mir auch
beantwortet, damit da nix schiefgeht und zu dem Thema noch lustige
Geschichten vom Londoner Flughafen. Weil der rohe Leberkäs ausschaut wie
Plastiksprengstoff, haben acht Sicherheitsleute den Fo schon für einen
Terroristen gehalten.

Die vorangehende Lobeshymne übers Essen ist wie immer objektiv und nicht
von persönlicher Sympathie geprägt. Er und sein Team habens halt echt
drauf. Vielen Dank und heiße Grüße, bis bald mal wieder!

P.S.: Zum Lesen gab es die Zeitschrift "BEEF", mus mal schauen was da das
Abo kostet...

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